Schau mich an! Gesichter vom beTreff

Plakat
Bildrechte Florian Weber

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar 2025 immer freitags von 16:30 bis 18 Uhr geöffnet.

Die Süchtigen
Viel und kontrovers ist diskutiert worden über die sogenannte Drogen-Szene vom Helmut-Haller-Platz. Oftmals ging es um „die Süchtigen“ als eine anonyme, gesichtslose Gruppe. Wie so häufig, wenn es um vermeintlich problematische Themen geht, wurde viel über diejenigen gesprochen, die der Stein des Anstoßes waren, aber kaum je mit ihnen. Anlass für Florian Weber, auf die Suche zu gehen nach diesen Menschen, sie vor seine Kamera zu bitten und ihnen ein Gesicht und eine Persönlichkeit zu geben.
Aus einer ersten vorsichtigen E-Mail an Kati Wimmer, Herz und Seele des beTreffs, und einem kräftigen Kaffee aus einer Dinosaurier-Tasse auf dem Sofa in ihrem Büro entstand bei etlichen Besuchen am Helmut-Haller-Platz und im beTreff das Foto-Projekt, dessen Ergebnis wir unter dem Titel „Schau mich an!“ nunmehr in der St. Johanneskirche sehen.
Die hier gezeigten Portrait-Aufnahmen entstanden mit einer analogen Großformatkamera. Durch die besondere und außergewöhnliche Art des Fotografierens – so muss zum Beispiel für jedes einzelne Bild zunächst die Kassette mit dem Film eingelegt werden – entsteht eine ganz eigene Atmosphäre bei der Aufnahme. Die außergewöhnliche Größe der Negative, die bewusst gering gehaltene Tiefenschärfe durch das Fotografieren mit Offenblende und das verwendete Schwarzweiß-Filmmaterial verleihen den Fotografien eine eigene Tiefe und Dynamik. Vor allem aber sehen wir Menschen mit Würde und Persönlichkeit. Aus der anonymen Gruppe werden Einzelne, die ihr gegenüber auffordern: „Schau mich an!“
Ganz bewusst wurde die St. Johanneskirche als Ausstellungort ausgewählt. Ganz bewusst ist auch die Nähe zur Weihnachtszeit und zur Weihnachtskrippe gewählt: sind es doch im Lukasevangelium die Hirten, denen Christi Geburt als erstes verkündigt wird und die sich als erste auf den Weg zur Krippe machen. Vieh-Hirten: eine in der damaligen Zeit sozial wie religiös randständige Gruppierung, verrufen als nach Tieren stinkendes Gesindel, die die religiösen Gebote nicht befolgten und denen Misstrauen und Verachtung entgegenschlug.

Die Sucht/Die Stigmatisierung